Aufrecht sitzen, still und wach, ohne irgendetwas erreichen oder festhalten zu wollen, einfach nur seine ganze Aufmerksamkeit auf das richten, was man in diesem Moment tut. Das ist die Haltung des Erwachens, Zazen, die grundlegende Übung des Zen, wie sie seit Jahrtausenden weitergegeben wird.
Unabhängig von Religion, Kultur und persönlichen Fähigkeiten führt Zen den Menschen zum ursprünglichen, zum normalen Zustand zurück. Was weder vom Verstand erfasst, noch durch Worte vermittelt werden kann, ist Sache der Ausübung, der Praxis. In der Übung von Zazen (za = Sitzen, zen = wachsame, ziellose Konzentration) wird die Einheit von Körper und Geist deutlich. Automatisch, unbewusst und natürlich beeinflusst diese Erfahrung den ganzen Menschen.
Weder Philosophie noch Religion noch Therapie, eröffnet das Zen den Zugang zu Religion und Philosophie. In der aufmerksamen Wahrnehmung von Körper und Geist findet sich die Wurzel der Werte, die ein Leben als Mensch ausmachen.
Um Zazen zu üben setzt man sich auf ein Zafu (dickes, rundes Kissen), und schlägt die Beine so übereinander, dass die Knie festen Kontakt mit dem Boden haben. Die Wirbelsäule richtet sich auf, der Nacken ist gestreckt, das Kinn leicht eingezogen. Die linke Hand ruht in der rechten, die Daumen berühren sich spürbar. Die Aufmerksamkeit ist auf die Ausatmung gerichtet, die mit der Zeit ruhig, lang und tief wird.
Entspannt, ohne schlaff zu sein, konzentriert ohne Verkrampfung, unbeweglich und doch im höchsten Grad aktiv – wenn man sich so von Augenblick zu Augenblick konzentriert, kommen die Gedanken zur Ruhe, öffnet sich der Geist in alle Richtungen.